Zu den üblichen Anwärtern auf den Posten im Zentrum der Kultur zählen Religionen, Wissenschaft, Philosophie und Kunst. Wäre ich gezwungen, zwischen diesen vier Alternativen zu wählen, entschiede ich mich für die Kunst – allerdings nur deshalb, weil der Begriff Kunst unter diesen vieren der vagste und daher am wenigsten einschränkende ist.

Richard Rorty1

Dies ist ein Text, der so lebt und lebendig ist, wie du selbst (noch); auch inhaltlich. Die Auseinandersetzung mit der eigenen künstelerischen (sic!)2 Tätigkeit ist eine ständige, weshalb es stets Fein- und hin und wieder sogar Grobjustierungen gibt, die hier Eingang finden. Dass es Widersprüchliches und Unausgegorenes, Inkonsistenzen und Unfug, gar Unausgewogenes und manchmal Gewagtes zu finden gibt—aber stets „auf der Höhe der aktuellen Diskurse“ ;-)—, dafür kannst du garantieren.

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Die Beantwortung der Frage, was Kunst oder das Künstlerische – in deinem Fall ausgeprägt in der einzigartigen Form des Künstelerischen (sic!) – sei, hat sich für dich—dank intensiver Reflexion in jüngster Zeit—zu einem klareren und einfacher zu bewerkstelligenden Unterfangen entwickelt: Kunst ist für dich ein integraler Teil deiner – menschlichen – Praxis, die in deinem geistigen Haushalt einen gewichtigen Platz einnimmt.3 Mehr nicht.

Kunst ist in diesem Sinne im wahrsten Sinne des Wortes ‚Alles’, was du bereit bist, als Kunst anzuerkennen, zu betrachten oder dazu zu erklären; sei es bei der Kreation, sei es bei der Rezeption. Mindestens zweifache Voraussetzung allerdings ist:

Letzteres ist für dich ein wesentliches Merkmal von Kunst überhaupt.

Etwas als Kunst anzusehen ist also auch ein subjektiver Akt der ernsthaften Anerkennung von ‚Etwas’—einem Ding, einer Situation, einer Handlung, einer Idee…—als solche. Die Setzung, dass ‚Etwas’ Kunst sei, ist folglich primär ein höchst individueller Akt, um den niemand (m/w), der sich „ernsthaft“ mit Kunst befassen möchte, herum kommt, und nicht etwa ausschließlich ein gesellschaftlich-kollektiver, bei dem mehr oder weniger unkritisch nachvollzogen wird, was eine dominierende Strömung im pädagogischen oder kulturellen Kontext als Trennung zwischen Kunst und Nicht-Kunst vorgibt. Es sei darauf hingewiesen, dass dem Anerkennen von Etwas als Kunst auch dessen Gegenteil gegenüber steht, das Aberkennen von Etwas als Kunst; sei es vom Urheber, sei es von Sonstwem (oft vom „Kunstmarkt“ aus leicht zu durchschauenden ökonomisch-kapitalistischen Interessen), sei es—nicht zuletzt—von dir selbst.

Daher kann niemals ein Kanon oder eine andere Diktatur (nicht nur des Geschmacks) vorschreiben, dass etwas Kunst sei – und etwas anderes nicht. Du musst diesen aktiven Akt der Zur-Kunst-Erklärung vollbringen und kannst dies nicht durch passive unkritische Übernahme vorgefertigter Kunstbegriffe gewissermaßen geschehen lassen. Dies bedeutet auch, dass was einmal als Kunst betrachtet worden ist, sich stets wieder der Kritik unterziehen muss, und sich immer wieder aufs Neue der Situation ausgesetzt sehen muss, nur noch im historischen Sinne Kunst (gewesen) zu sein, nicht aber im Sinne einer lebendigen, Jetztzeit bezogenen Kunstauffassung, wie sie dir zu eigen ist. Die Formel „einmal Kunst = immer Kunst“ hat für dich überhaupt keine Gültigkeit.

Es mag auffallen, dass in der Aufzählung nicht der Fall enthalten ist, dass eine menschliche Person und/oder ein anderes lebendes Wesen unseres Planeten Erde—einschließlich deiner—selbst als Kunstwerk gelte; hierzu bist du in der Tat nur unter Mühen bereit und/oder in der Lage.4 Kunst ist folglich etwas außerhalb des Physischen des Menschen stehendes, wenngleich es selbst durchaus darin enthalten sein kann, dessen „Ausstrahlung“, „Aura“ sogar unverzichtbarer Bestandteil ist. Wer dieses Paradoxon nicht aushält, wird auch deinen Kunstbegriff nicht aushalten.

Kunst kann d. E. also entstehen, ohne dass eine sich als Künstler bezeichnende Person—zu denen ich selbst mich nicht zähle (s. u.)—Hand an das (künstlerische) Objekt angelegt hat. Kunst kann sozusagen ‚von selbst‘ entstehen, einfach da sein oder sich durch das Zusammenwirken von Kräften wie von selbst ergeben. Man muss sie in dem Fall nur aufsuchen und/oder finden. Das ist stets abhängig davon, dass man zur rechten Zeit am rechten Ort ist, weil sie kurz zuvor nicht als Kunst existierte und gleich wieder zurück in den Zustand von Nichtkunst fallen wird, beziehungsweise dass man im rechten geistigen Zustand hierfür befindet.

Dabei ist es ohne Belang,

  1. ob dieser mehr oder weniger verdichtete Zustand als Kunst oder eben nicht oder gar als Nichtkunst bezeichnet wird oder

  2. ob es weitere Personen gibt, die dieses Kunstwerk als solches erkennen oder anerkennen, indem auch sie es zu einem solchen erklären, mit dir kommunizierend oder unabhängig von dir.

Deine Person, dein Denken, deine Wahrnehmung ist das Zentrum deines Kunstbegriffes. So atmet er von der Freiheit, die der Kunst eigen ist—und ihr bedauerlicherweise nicht allenthalben zugesprochen wird. Und er ist Basis eines Diskurses mit anderen über ihren Kunstbegriff.5 Dieser kommunikative Austausch von Ideen und Gedanken ist das, was du als kulturelles Leben bezeichnen möchtest. Somit kann grundsätzlich Jeder (m/w) am kulturellen Leben teilnehmen.

Die Wahrnehmung zuweilen höchst temporärer Kunst(werke) ist grundsätzlich Jedem (w/m) gegeben und kann zu einer enormen Bereicherung des Lebens beitragen. Die Neigung in der Gesellschaft, als Künstler anzuerkennen, wer durch einen besonders hohen Ausstoß an kreativ erzeugten (Kunst)Werken gleich welcher—oft bevorzugt materieller—Art auffällt, ist d. E. zu überwinden. Es gibt vielmehr den ganz privaten Akt des (An-)Erkennens von Kunst im vorgenannten Sinne, der nur dir selbst gewahr wird und werden soll … und im Extremfall nicht einmal anderen mitgeteilt werden müsste.

Charakteristisch für deine Kunstanschauung ist überdies, dass—aufgrund deiner eigenen Herkunft und der von dir gerne eingenommenen Perspektive sowie nicht zuletzt der dir zur Verfügung stehenden Mittel und Möglichkeiten—oft und gerne das Alltägliche, Einfache, Schlichte, Spontane, Unscheinbare, Unspektakuläre im Mittelpunkt deiner Aufmerksamkeit steht. Es steht nicht um ihrer selbst willen in deinem Fokus, etwa aus einem (exotistisch-post-/neokolonialen) Überlegenheitsgefühl heraus, sondern weil deine ureigenen Prägungen es so gefügt haben. Dein Leben spielt sich auf unscheinbare Weise höchst unspektakulär im Alltäglichen ab und das soll es auch. Der Übergang vom Leben zur Kunst und wieder zurück zur Nichtkunst ist fließend, ganz so wie es zu erwarten ist, wenn man wie Georg W. Bertram Kunst als menschliche Praxis(form) auffasst.

Es besteht also eine persönliche, intime Beziehung zum Alltäglichen, Einfachen, Schlichten, Spontanen, Unscheinbaren, Unspektakulären, die die direkte Kommunikation, einen direkten Zugang ermöglichen. Doch dieses Prinzip der Einfachheit, das sich aus deiner bisherigen Arbeit destillieren ließe, stellt keine Einschränkung in Bezug auf die Komplexität der Anwendung (künstlerischer) Mittel dar. Es bezeichnet die Räume, in denen du dich—als Armer, Besitzloser, Habenichts—zwangsläufig bewegst, und die du mit allem Reichtum an perspektivischen Möglichkeiten auslotest, dessen unglaubliche Vielfältigkeit und Expressivität in besonders verdichteten Zuständen beziehungsweise Situationen entdeckend. Du bezeichnest das als „unprätentiöse Kunst“.

Daher rührt wohl auch, dass die bevorzugte Weisen der Fortbewegung in geografischen und insbesondere urbanen Räumen eher denjenigen nahe steht, die von den Nicht-Privilegierten in dieser Welt voller Ungerechtigkeit und gravierender Ungleichheit ebenfalls genutzt werden; in der Regel ohne die Wahl zu haben von diesen genutzt werden müssen. Es sind dies das Gehen, für größere Distanzen auch die Benutzung der öffentlichen (Massen-)Transportmittel im Nah- oder Fernverkehr in den regional unterschiedlichsten Ausgestaltungen; im Extremfall inklusive des Flugzeugs, zu deinem großen Bedauern – bislang – exklusive des Schiffs (ein noch unerfüllter Traum aus Kindertagen). In Bezug auf die Sicht auf die Welt hat dies entscheidende Konsequenzen: Die überwiegenden Werke entstehen folglich aus einer bodenständigen Perspektive, dazu primär aus einer in öffentlichen Räumen eingenommenen; private und/oder geschlossene Räume bleiben weitgehend „außen vor“.

Diesen ‚persönlichen‘ Kunstbegriff—um auf das zwei Absätze zuvor Geäußerte zurück zu kommen—hast du in einer jahrelangen Praxis seit deinem ersten Aufenthalt in Georgien im Jahre 2008 entwickelt; zunächst unbemerkt von dir selbst, sodann allmählich immer mehr ins Bewusstsein aufsteigend. Während deiner künstlerischen Residenz 2012 als Gast des Proyecto ‚ace in Buenos Aires hast du ihn dann erstmals explizit und konsequent bei deiner alltäglichen künstlerischen Arbeit angewandt. Ausgehend von einer intimen Form künstlerischer Aktivität, dem Inkorporieren der urbanen Räume, hast du eine ganz neue Erfahrung der Wahrnehmung des Städtischen erfahren. Die Raum-Zeit-Korrelation, wie sie in der aktuellen Raumforschung in höchst aufregender und anregender Weise pluridisziplinär untersucht wird, wurde dir auf besondere Weise bewusst auch dadurch, dass manches von dir zur Kunst erklärte ‚Werk’—oft gar nur Situationen flüchtiger Art—nur zur richtigen Zeit und zugleich am richtigen Ort und oft in exakt nur einer richtigen Position beziehungsweise unter Einnahme einer bestimmten körperlichen Haltung sowie nicht zuletzt in nur einem flüchtigen Moment wahrnehmbar sind.

An zwei Beispielen aus Buenos Aires soll dieser Perspektivenwechsel im Blick auf das sich in den urbanen Räumen Ereignende exemplarisch erläutert werden. Die physische Begegnung mit drei jungen Straßenräubern, die dich schmerzlicher Weise ausgerechnet deines künstlerischen Arbeitsmittels, eines digitalen Fotoapparates, beraubten, wird nicht primär als krimineller Akt betrachtet, was der Polizei und den Medien überlassen sei, sondern als Inkorporationsakt von „besonderer haptischer Qualität“, somit als im Sinne der künstlerischen Aktion ein Bestandteil der künstlerischen Arbeit mit zum Glück relativ gutem Ausgang. Desgleichen geschieht mit dem Strom von Büromenschen (w/m), die morgens und spätnachmittags zwischen dem Bahnhof Retiro und den Bürotürmen im Microcentro pendeln, denen entgegen zu gehen („sich gegen den Strom stellen“) einem starke psychische und physische Willenskraft abverlangt, weil diese Masse in einer Rabiatheit ihrem Ziel zustrebt, dass es nicht selten zu mehr oder weniger heftigen körperlichen Zusammenstößen kommt.

Das Künstlerische liegt hier direkt beim erlebten Ereignis selbst, nicht etwa bei deren fotografischen oder videografischen Beobachtung bzw. Erfassung zwecks Erstellung einer Fotoserie oder eines Films, welche dann erst als Kunstwerk zu betrachten wären (was wiederum nicht gänzlich ausgeschlossen sein soll). Dies führt dazu, dass manches von der ‚Kunstwelt‘ als ‚Kunstwerk‘ erachtete Produkt aus dieser Sicht lediglich als Dokument des sich zeitlich davor liegenden tatsächlichen künstlerischen Ereignisses angesehen wird. Dass dieses Dokument wiederum hohen künstlerischen Ansprüchen gerecht werden kann, wird nicht in Zweifel gezogen, dessen Eigenschaft als eigenständiges Kunstwerk jedoch zumindest hinterfragt.

Fließend ist der Übergang vom derart ‚wie von selbst’—nicht selten im Zusammenwirken einander nicht kennender Akteure (w/m) samt unterschiedlicher in Bezug auf die Teilbeiträge zum Endprodukt beziehungsweise Endzustände—entstehenden Kunstwerk zu dem in einem – mehr oder weniger – bewussten schöpferischen Akt kreierten. Seit dem Jahr 2000, und dies ebenfalls in den musikalisch-kompositorischen Werken, ist bei dir ein tiefes Misstrauen gegenüber den geschlossenen Räumen der bürgerlich-kulturellen Sphäre (Konzertsäle, Museen, Opernhäuser) zugunsten der Überprüfung der Tauglichkeit öffentlicher Räume für die künstlerische Praxis zu beobachten. Ohne die geschlossenen Räume einfach nur abzulehnen oder gar „in die Luft sprengen“ zu wollen, wie es großmäulige und sich später als zutiefst bourgeois erweisende „Aufmerksamkeitserheischer“ um die Mitte des letzten Jahrhunderts herum, und offensichtlich unter dem Schock der wahnsinnigen kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit stehend, vorgeblich forderten, geht es dir mehr um die Überwindung der Trennung aller Lebensbereiche voneinander, wie sie typisch für das postfeudale, bürgerliche Zeitalter sind. Dort ist die Segregation, die Trennung und die hierarchische Ordnung das bestimmende Prinzip, die Exklusivität und Privilegiertheit zu konnotierten Eigenschaften auch des Kunstbetriebs zu benötigen scheint.

Ein wesentlicher Aspekt deiner (künstlerischen) Arbeit besteht in der Absicht der (künstlerischen) Einmischung in politische Prozesse, lokal, überregional, global. Die Garantien der Meinungs- und künstlerischen Freiheit werden bis zum Anschlag in Anspruch genommen und bei deren Gefährdung ‚bis aufs Messer‘ mit ausschließlich künstelerischen (sic!) Mitteln – eben ohne Messer – allerdings einschließlich des ‚messerscharfen‘ Wortes – verteidigt. Dieses politische Engagement umfasst nicht nur kulturpolitische Themen, sondern noch mehr den Einsatz für die Grundrechte, die Menschenrechte, für Freiheit und Gleichheit und Laizismus. Das heißt auf der anderen Seite nicht, dass jedes (künstlerische) Werk primär politisch sei; unpolitisch ist jedoch wiederum keines. Zur Erhaltung vollkommener (künstlerischer) Freiheit und Unabhängigkeit, die dir ein existentielles Grundbedürfnis ist, kann dieses Engagement höchstwahrscheinlich nicht innerhalb einer politischen Organisation wie etwa einer politischen Partei erfolgen. Du agierst gewissermaßen als unvereinnahmbares, selbstbestimmt in den politischen Räumen vagierendes, freies Radikal.6

Nicht zuletzt das Entstehen einer „Kulturindustrie“, die Kunst und Kultur zu veranstalten vorgibt im Verbund mit die vorgenannten bürgerlichen Eigenschaften repräsentierenden (Luxus-)Produkten herstellenden und aggressiv vermarktenden Unternehmen, die vorgeben, Kunst und Kultur zu fördern, was unverkennbar zu einer global zu beobachtenden Verarmung der (künstlerischen) Vielfalt führt, hat dich (künstlerisch) in große Alarmstimmung versetzt. Daher soll dein (künstlerischer) Output sich möglichst sensibel in die Umgebung integrieren, in der ihm die Ehre der (öffentlichen) Realisierung zuteil wird; selbst dann, wenn der direkten Umgebung ‚widersprochen‘ wird. Nicht Auffallen um jeden Preis ist die Devise, sondern wie selbstverständlich schlicht und einfach da sein, sich ereignen, geschehen (lassen) … Wer es sieht / hört / usw., hat etwas gesehen / gehört / usw.—wer nicht, eben nicht…; das ist für den Fortgang der Dinge auch nicht weiter bedeutsam. Wer dennoch genauer hinschaut / lauscht / usw. erfährt unter Umständen eine kleine persönliche Bereicherung.

In deiner Eigenschaft als Angehöriger einer gesellschaftlichen und kulturellen Randgruppe, die zwar im Vergleich zu beispielsweise Müllsammlern (w/m) ein relativ höheres Ansehen genießt, stehen diese Randgruppen dir subjektiv dennoch näher—zugegebenermaßen wohl eine einseitige Empfindung der Nähe—als diejenigen gesellschaftlichen Gruppen, die dank ihrer Bildung und ihrer möglicherweise damit einher gehenden größeren Weltoffenheit eher Zugang zu deinem (künstlerischen) Output haben – oder du dich mich künstlerisch, wenn überhaupt, nur intensiv suchend ‚befreien‘ kann.

Diese Suche kann nicht in geschlossenen Räumen stattfinden, sondern nahezu ausschließlich außerhalb von ihnen; denn nur in öffentlichen Räumen herrscht die—stets der Verteidigung bedürfende—Freiheit, welche Kunst benötigt, um ihre (künstlerische) Sicht—selbstverständlich ’nur‘ eine von mehreren möglichen Sichtweisen—auf [die] Welt möglichst ungehindert und unbeeinflusst von Verengungen entfalten zu können. Dies tust du gerne im Verbund mit anderen der Freiheit, der Gerechtigkeit und der Wahrheit dienenden Formen der Weltbetrachtung: dem Journalismus und der Wissenschaft, manchmal auch der Jurisprudenz, sowie unter Verwendung aller dir potenziell zur Verfügung stehenden (künstlerischen) Mittel, und nicht zuletzt mit einem gewissen—zurückhaltend—dosierten Maß an Humor, der sich ob seines Ernstes nicht sogleich Jedem (m/w) erschließt. Auf diese (künstelerische [sic!]) Suche nimmst du Jeden (m/w) gerne mit!7

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Saarbrücken, den 26. August 2013 [ zuletzt revidiert: 5. Dezember 2015 ]

1 Richard Rorty: Kultur ohne Zentrum. Vier philosophische Essays. Stuttgart: Reclam, 1993. S. [5].

2 Bereits an dieser Stelle sei aufgeklärt, was sich hinter dem Begriff „Künsteler“ verbirgt. Im Jahr 2012, nach der Rückkehr aus Argentinien, findet im Saarbrücker Schloss ein Symposium statt, zu dem du vom Veranstalter (Regionalverband Saarbrücken; Leitung: Dipl.-Ing. Wolfgang Selke) als openstreetmappender „professioneller Künstler“ eingeladen worden bist; diese Bezeichnung geht wiederum auf die Aktion → [2011#15] professioneller * zurück (siehe dort). Erst spät im Verlauf dieser Veranstaltung fällt (nur dir!) auf, dass auf dem Namensschild (Original nicht erhalten, jedoch fotografisch dokumentiert; siehe Abb. 2) steht: „Ulrich Ludat / professioneller Künsteler“. Da die Schmach der Nichtaufnahme in den eingetragenen Verein „Saarländisches Künstlerhaus“ im ersten Anlauf (zweiter—erfolgreicher—Anlauf: 2015) noch nicht verdaut ist, wird schlagartig klar, weshalb diese nicht stattgefunden hat, nicht hat stattfinden können: „Du bist ja ein … Künsteler!“ Seither lautet deine offizielle Bezeichnung: Künsteler (sic!).

3 Insbesondere die Lektüre von Georg W. Bertram: Kunst als menschliche Praxis. Eine Ästhetik. Berlin: Suhrkamp, 2014. — hat den Horizont enorm erweitert und den eigenen Kunstbegriff „revolutioniert“; dessen „Ringen“ um einen „unverkürzten“ Begriff von Kultur entspricht dem deinen.

4 Dir erscheint in Fällen, in denen Künstler (w/m) dazu neigen, sich selbst als Kunstwerk aufzufassen, das Missverständnis vorzuliegen, das eher die Aktion das Kunstwerk ist, bei der auch der menschliche Körper als ein Bestandteil desselben, aber nicht als das Kunstwerk selbst, betrachtet werden kann. Der Fall der Verwendung des Körpers und seiner Teile bzw. von physischen Prozessen als Grundlage künstlerischer Arbeit sei hier außer Acht gelassen.

5 Wie zuletzt mit Mirka Borchardt und André Mailänder; nachzulesen in: Saarbrücker Hefte 110/111 (2014) 59-68.

6 In diesem Zusammenhang sei Pier Paolo Pasolini (1922-1975) als wichtiger Intellektueller erwähnt, der seine essayistischen und filmischen Arbeiten in einer geistigen Sphäre geschaffen hat, die von einem großen Unab­hängigkeitsbedürfnis geprägt war.

7 Nachdem dich das Saarländische Künstlerhaus bzw. der dieses betreibende Verein zu Beginn des Jahres 2015 im zweiten Anlauf (der Scherz gegenüber einer Dame (w) dieser Institution, dass das doch zu früh sei, denn aller guten Dinge seien doch drei, kam weniger gut an) aufgenommen hat, was der Anerkennung als lokalen bildenden Künstler gleichkommt—eine Art saarländischen künstlerischen Ritterschlags also—ist die Bezeichnung als „Künsteler (sic!)“ zwar obsolet; doch soll an ihm so lange festgehalten werden, bis du selbst seiner leid wirst und zur ‚Normalität‘ zurück findest 😉 .

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